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Marie von Arx, die vergessene erste Domorganistin

Wie ich auf Marie von Arx stiess

Die junge Solothurner Mallehrerin Amanda Amiet-Engel erwähnt in ihrem Tagebuch aus dem Jahr 1886 an mehreren Stellen ein "Frl. v. Arx", so z.B. am 21. Juli 1886: "Nachher gieng ich auf die Orgel um eine Messe zu holen & dann in Begleitung von Frl. von Arx heim."

  

Aufgrund anderer Stellen im Tagebuch wurde mir klar, dass es sich bei "Frl. v. Arx" um die Musikerin Marie von Arx handeln musste. Sie sang mit Amanda im Domchor, arbeitete in Solothurn als Klavierlehrerin – und war ausserdem offenbar Organistin zu St. Ursen. Trotz dieser herausragenden Rolle wurde sie nach ihrem Tod rasch vergessen. Die Sache liess mir keine Ruhe, und ich verfolgte daraufhin die wenigen, nicht einfach zu findenden Spuren ihres Wirkens. 

Marie von Arx als Organistin

Emma Maria von Arx am 23. Februar 1861 in Solothurn geboren. Ihre Eltern waren Anna Barbara Pauline, geborene Huyard aus Strassburg und der Sattler Josef Felix von Arx aus Obererlinsbach.

Sie besuchte in Solothurn die Primar- und Sekundarschule. Ihr musikalischer Unterricht begann 1875 beim Domorganisten und späteren Domprobst Karl Arnold Walther (1846–1924)

Walther wurde ihr Mentor und muss auch ihre Ausbildung an der Königlichen Musikschule in München unterstützt haben. Nach ihrer Rückkehr aus München im Herbst 1880 gab die neunzehnjährige Pianistin ihr Antrittskonzert, das in einer Kritik im Solothurner Anzeiger in hohen Tönen gelobt wurde. In der Folge installierte sie sich in Solothurn als Klavierlehrerin. 

Schon als Sekundarschülerin hatte sie in Solothurn bei Werktagsgottesdiensten Orgel gespielt. Nun spielte sie auch am Sonntag und an Feiertagen in der Kathedrale St. Ursen. Ab 1896, also nach dem Bau der neuen Orgel, nannte man sie Domorganistin. Sie war die erste Frau in diesem Amt!

Ein längerer Artikel über Marie von Arx erschien Ende September 2023 in der Zeitschrift "Musik und Liturgie" (siehe weiter unten). 

Porträt aus: Blumenthal, Alexander 1927: Gedenkschrift zur Feier des 50jährigen Bestandes des Domchors St. Urs, 1877–1927. Solothurn. 

BALD WIEDER ABGERISSEN – DIE ORGEL VON 1896

1896 wurde die Bossard-Orgel von 1773 durch einen Neubau ersetzt, da sie in schlechtem Zustand war und nicht mehr dem Geschmack der Zeit entsprach. Das neue, damals sehr moderne Instrument wurde von Th. Kuhn, Männedorf, erstellt und besass vier Manuale und 45 Register.  

Niemand ahnte damals, dass es bereits 1942 wieder dem Zeitgeist zum Opfer fallen würde ...

 

Bild: Der Spieltisch der 1942 abgebrochenen Kuhn-Orgel auf der St. Ursenterrasse. Bild: Johann Gottfried König (Sammlung König an der Zentralbibliothek Solothurn, Signatur FS_Koenig_00954).

ARTIKEL ÜBER MARIE VON ARX

Wer mehr über Marie von Arx wissen möchte, sei auf folgenden längeren Artikel verwiesen:

 

Mara Meier: Die erste Solothurner Domorganistin: Marie von Arx (1861–1907)

 

In: Musik und Liturgie 148, 2023/5, S. 9–12

 

Im "Blasbalg", dem Organ des Solothurnischen Organistenvereins (SOV), wird im Dezember 2023 eine kurze Zusammenfassung des obigen Artikels veröffentlicht.