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Amandas Album

 

Judith Koelz, die den Nachlass von Amanda Tröndle-Engel betreut, lieh mir freundlicherweise dieses Album aus dem Besitz der Malerin, damit ich es im Blog vorstellen kann. Sie selbst hat es erst vor Kurzem im noch nicht erschlossenen Teil des Nachlasses entdeckt.

 

Der Lederband mit dem schönen Jugendstilmotiv in Goldprägung, mit Goldschnitt und Messingschliesse, ist wohl noch aus dem 19. Jahrhundert.

 

Die frühesten Einträge stammen aus den Jahren 1901–1903 und finden sich am Schluss des Bändchens. Der Schweizer Augenarzt, Lyriker und Dramatiker Arnold Ott (1840–1910) hat sie verfasstOtt besuchte das Haus Rosenhag oft, korrespondierte mit Amanda und widmete ihr mindestens ein Gedicht.

 

Auf den letzten Seiten hat sich aus der 1882 geborene spätere NZZ-Korrespondent Walther Weibel verewigt, der als Schüler an der Kantonsschule Solothurn einige Zeit im Haus Rosenhag Pensionsgast war. Sein wehmütiges Gedicht trägt den Titel "Abschied von Solothurn" und ist mit 1901 datiert. 

 

(Foto: Album mit Einträgen von verschiedenen Händen, zwischen 1901 und 1952. Nachlass Amanda Tröndle-Engel, mit freundlicher Genehmigung der Erbenfamilie.)

 

EINE ZEICHNUNG VON CUNO AMIET

 

Der Maler Cuno Amiet (1868–1961) nahm als Kantonsschüler privaten Malunterricht bei der jungen Amanda Amiet-Engel (sie war übrigens nie Kantonsschullehrerin, wie fälschlicherweise kolportiert wird, sondern unterrichtete bei sich zuhause, an der Mädchenschule des Klosters Namen Jesu – später in ihrer eigenen Malschule am Sälirain).

 

Das charmante Porträt in blauem Kugelschreiber entstand anlässlich des 91. Geburtstags von Amanda Tröndle-Engel, am 11. November 1952 in Twann, also ein halbes Jahrhundert nach den ersten Einträgen.

  

Unter den Gästen, die "unser allverehrten Amanda Tröndle" gratulierten, befanden sich auch der Maler August Jaeger (1881–1954) und der Architekt Hans Luder. 

  

(Foto: Zeichnung von Cuno Amiet aus Amandas Album. Mit freundlicher Genehmigung der Erbenfamilie.)

 

CUNO AMIET AN SEINE FRÜHERE LEHRERIN

Ein paar Seiten weiter vorne findet sich eine etwas ältere Widmung von Cuno Amiet. Sie lautet:

 

"Meiner lieben frühen Meisterin, der ich so viel verdanke,

die mir die Leidenschaft für die Malerei in mein junges Herz pflanzte, zolle ich nach so vielen Jahren meine herzlichste Dankbarkeit. 

 

Solothurn d. 30. Okt. 1948

C. Amiet & A. Amiet"

  

(Foto: Vorsatzpapier des Albums mit goldenem Blättermuster, darauf ein getrocknetes vierblättriges Kleeblatt aus dem Album.)

 

BIBLIOGRAFIE

- Mara Meier: Im Sommer sind die Schatten blau: Amanda Tröndle-Engel. Basel: Zytglogge, 2022.