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Die junge Mal-Lehrerin Amanda Amiet-Engel

Die junge Amanda Amiet-Engel gab laut ihrem Tagebuch von 1886/87 in Solothurn private Mal- und Zeichenstunden, und auch gelegentliche Singstunden, und zwar meistens bei sich zuhause.

 

Bei schönem Wetter ging sie mit ihren Schülerinnen auch gern draussen skizzieren, etwa am Aareufer. 

 

Sie unterrichtete vor allem junge Frauen aus bürgerlichem Haus, unter anderem nennt sie in dieser Zeit Pauline Tugginer und Anna Glutz-Blotzheim als ihre Schülerinnen.

 

(Foto: Malklasse, wohl zu Beginn der 1880er Jahre. Nachlass Amanda Tröndle-Engel, mit freundlicher Genehmigung der Erbenfamilie.)

 

Soziales Leben in Solothurn In den 1880er jahren

Amandas Mutter Jeannette Engel-Amiet wohnte mit dem jungen Ehepaar Arnold und Amanda Amiet-Engel im "Haus Rosenhag" an der Kapuzinergasse 168 in Solothurn. Heute entspricht das der Nummer 9, allerdings wurde das Haus Rosenhag 1909 abgerissen und ein anderes Gebäude steht jetzt an seiner Stelle.

 

Die Schwiegermutter Sophie Amiet-Kyburz (sie war eine Schwester des Orgelbauers Louis Kyburz), die Schwägerin Anna Amiet-Glutz und die beiden Schwager Erwin und Arthur Amiet lebten in Gehdistanz, im Loretohof. Man sah sich oft zum Kaffee, sang und musizierte gemeinsam.

 

Aber nicht nur mit der Familie und den Malschülerinnen tauschte sich Amanda Amiet-Engel aus. Im Tagebuch sind 150 Personen mit Namen genannt, denen sie vom Juli 1886 bis Januar 1887 in Solothurn begegnete – sei es beim Kirchgang, in der Chorprobe, bei Spaziergängen oder gemeinsamen Ausflügen in die Umgebung, bei Theater- und Konzertbesuchen, sei es, dass man sich gegenseitig zuhause besuchte. Dazu kommen noch etliche Personen, die sie etwa unter "5 blauäugige Mädchen" oder "mehrere Damen" subsumiert.

 

(Foto: Interieur Haus Rosenhag, 1890er-Jahre. Nachlass Amanda Tröndle-Engel. Mit freundlicher Genehmigung der Erbenfamilie.)

 

Amanda Amiet-Engel Als Gärtnerin

Amanda war eine begeisterte Gärtnerin. Im Tagebuch ist die Rede von Blumen, die sie zog und von Früchten, die sie erntete und verwertete – Birnen, Quitten und Äpfel.

 

Mit Nachbarinnen und Bekannten tauschte sie Obst und Setzlinge.

 

Nur für die schweren Arbeiten wurde der Gärtner Urs Berger zugezogen, sonst scheint de junge Ehefrau die Gartenarbeit mit Freude und Sachkenntnis selbst gemacht zu haben.

 

So notierte sie z.B. am 31. Juli 1886: 

Ich arbeitete dann den ganzen Tag im Garten & setzte Vergissmeinnichtchen & letzten Zwergkohl für den Winter. Der kleine Birnbaum welcher sehr schöne, grosse Herbstbirnen trägt ist wieder so voll Früchte, dass ich an äusseren schwachen Ästchen 11 Stück zählte. 

 

(Foto: Garten beim Haus Rosenhag, 1890er-Jahre. Auf der Bank, lesend: vermutlich Amandas Mutter. Nachlass Amanda Tröndle-Engel. Mit freundlicher Genehmigung der Erbenfamilie.)

BIBLIOGRAFIE

- Tagebuch der Amanda Amiet-Engel, 1886/87, Manuskript, 91 beschriebene Seiten. Privatbesitz.

- Mara Meier: Im Sommer sind die Schatten blau: Amanda Tröndle-Engel. Basel: Zytglogge, 2022.